Einatmen. Ausatmen.
Wir können sehr lange überleben, ohne zu essen und ohne zu trinken. Ohne Schlaf halten wir es nicht lange aus, aber wer „Schlafes Bruder“ gesehen hat, weiß wieviel Anstrengung es kostet, an Schlafentzug zu sterben. Wir können auch ohne die Liebe leben. Ihre Abwesenheit lässt uns vielleicht verkümmern, aber wir sterben nicht daran. Ohne die Berührung von Anderen werden wir vielleicht verhärten, aber wir werden nicht daran zu Grund gehen.
Wenn wir aufhören zu atmen, wenn uns etwas den Atem raubt, dauert es nur wenige Minuten, bis unser Leben in Gefahr ist.
Spätestens seit ich Oboe spiele, hat die Atmung in meinem Leben sehr viel Raum eingenommen. So tief wie ich nur kann versuche ich Tag für Tag meine Lungen mit Luft zu füllen. Manchmal hat man als Oboist auf der Bühne das Gefühl zu ersticken. Während meines Studiums, wo die Grenzen der Möglichkeiten auf dem Instrument ausgetestet werden, währe ich manchmal fast daran verzweifelt.
Heute bin ich dankbar, für das was ich gelernt habe, über den wichtigsten Vorgang in unserem Körper. Der ganz von selbst passiert, die meiste Zeit ohne unser Zutun, oft viel zu flach, zu schnell, zu leise. Man merkt ihn kaum, wie er in unseren Körper fließt und ihn wieder verlässt.
Der Atem kennt der Weg, auch dann wenn wir außer Atem sind.
Die Luft die wir atmen sollte sauber sein, reinigend für unseren Organismus. Aber wir verpesten sie mit Abgasen und Staub. Wir können vor ihr davon rennen, doch sie wird uns immer einholen, diese schmutzige Luft.
„Weltweit leben 93 Prozent der Kinder unter 18 Jahren in Regionen, in denen die Feinstaubbelastung die vorgegebenen Richtwerte übersteigt.(…).Die Luftverschmutzung, zeigt der Bericht, trifft ärmere Länder deutlich stärker als Industrienationen. In ärmeren Ländern atmen etwa 98 Prozent der Kinder schlechtere Luft als vorgegeben. In einkommensstarken Ländern sind es dagegen nur 52 Prozent.“ (Zeit, 29.10.2018)
Das sind enttäuschende Zahlen. Diese Kinder sterben auch, um unseren Fortschritt zu garantieren. Ein Fortschritt, der an Grenzen zu stoßen scheint.
‚Breath‘ ist ein Lied über das Atmen, über das Singen und das Spielen, über die Enge, die wir spüren, wenn uns jemand die Luft zum Atmen nimmt und über unsere unstillbare Gier, die uns atemlos macht.
Einatmen. Ausatmen.
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