Mein Leuchtfeuer

Miriam Hanika singt in der Lauterbacher Stadtkirche.

16. Oktober 2019

Jedes Einzelne der letzten Konzerte war für mich eine wunderbare Bestätigung für das, was ich tue. Es ist eine turbulente Zeit – und sehr oft fehlt mir wortwörtlich die Luft zum Atmen. Aber es ist auch eine Zeit, in der ich glaube, dass ich Vertrauen haben muss, in das was kommt. Ich höre meine eigenen Lieder sehr selten an, aber wenn ich es mache, dann weil ich sie brauche. Gerade ist so ein Moment.

In meinen Konzerten, aber auch beim Unterrichten und im Alltag, merke ich immer wieder, dass es auch anderen Menschen so geht, wie mir – das Leben ist eine ständige Herausforderung.
Meine ungeplante, musikalische „Selbsttherapie“ sei wie ein kleines Leuchtfeuer für Andere – das zumindest hat mir eine Zuhörerin neulich gesagt. Es kann kein schöneres Kompliment für einen Musiker geben. Also weitermachen und Nichts hinterfragen.

Gerade bin ich auf dem Weg nach Kopenhagen, der Carl Nielsen Wettbewerb, an dem ich mit dem Dandelion Quintett teilnehmen darf, beginnt am Dienstag. Um ganz ehrlich zu sein: Wettbewerbe sind nicht mein Ding, sie sind es auch noch nie gewesen. Es ist schwierig, sich nur auf die Musik und alles was dahinter liegt zu konzentrieren, wenn man weiß, dass man bewertet wird. Aber wir leben in einer Welt, in der man ständig dem Wettbewerb ausgesetzt ist und in der man dankbar sein soll, daran teilnehmen zu dürfen. Und das bin ich auch – einerseits. Andererseits frage ich mich, warum wir etwas, was aus sich heraus so wunderbar, so spontan und so fragil ist, wie Musik, überhaupt bewerten müssen. Es ist ein bisschen so, als würden wir versuchen, die schönste Blume im Garten zu finden. Wenn man ganz genau hinschaut, weiß man, dass es sie nicht gibt. So wie die Natur sie geschaffen hat, ist jede Blume ohne Frage perfekt.

Ich wünsche mir, dass sich das eines Tages ändert. Oder, dass ich einen Weg finde, mit solchen Dingen umzugehen, so dass sie mich nicht mehr belasten, als ein Blatt Papier einen Tisch belastet. Wenn ich diesen Weg gefunden habe, sage ich euch Bescheid – und vorher schreibe ich vielleicht das eine oder andere Lied darüber 😉

 

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