An einem Fluss zu wohnen, ist wohl das Schönste, was mir in den letzten zwei Jahren zufällig passiert ist. Jeden Tag an der Isar entlang zu meinem Studio spazieren – das ist für mich ein großes Geschenk und hat meinen Blick auf München und auf Flüsse im Allgemeinen sehr verändert.
Diesen Sommer war ich kurz in Italien und bin dort in der Nähe von Rimini voller Vorfreude an den Strand gegangen. Ich kannte die Gegend nicht und war wirklich erschüttert, was von den langen Sandstränden übrig geblieben ist. Wie in einem Tunnel sah ich, wie weit ich auch lief, Hotel an Hotel, eine Armee aus hässlichen Sonnenschirmen und eine braune, wellenlose Brühe, die mit dem Meer, was ich an diesem Tag hoffte zu finden, überhaupt nichts gemeinsam hatte. Es ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass wir an diesen Orten Erholung finden können, aber offensichtlich scheint es doch noch viele Menschen dort hin zu ziehen.
Nebenbei zerstören wir nicht nur die ganze Natur, sondern auch die Infrastruktur derer, die dort einheimisch gewesen sind.
Ich weiß, dass diese Situation nicht die Spitze des Eisbergs ist. Verseuchte Flüsse, trübe Tümpel, Wellen aus Plastik… das ist ja nun wirklich nichts Neues mehr. Auch die Isar hat, trotz Renaturierung, eine Geschichte hinter sich, mit der wir uns nicht gerade mit Ruhm bekleckert haben.
Wie enttäuscht, dachte ich mir, muss ein Fluss wie die Isar sein, wenn er nach tagelanger Reise, vom Mensch an jeder Ecke ausgebremst, das Meer erreicht – einen Ort der Freiheit und Wildheit – und dort nichts findet, als ein von uns zerstörtes Ökosystem.
Wir haben keine Ahnung von all den Wasserlebewesen, auch wenn wir sie schon so lange erforschen. Wissen nichts über deren Sprache, deren Miteinander, wir können in ihrem Lebensraum ja nichtmal ein paar Minuten ohne technische Hilfsmittel überleben. Aber wir maßen uns an, alles was uns auf dieser Welt „im Weg“ ist, zu zähmen und zu begradigen. Das, ich kann es nicht anders sagen, widert mich an.
All diese Tatsachen haben mich letztendlich zu einem Lied inspiriert.
Mit Freund und Hund bin ich an die Isar gegangen, dort haben wir dem Plätschern der Wellen gelauscht und dann habe ich im Studio alle Instrumente, die mir an diesem Tag in die Hände fielen, in ein Gedicht über einen längst vergangenen Traum vom Meer gepackt.
Hinter Allem (sei es die Beziehung zwischen Mensch und Mensch oder Mensch und Natur) steht für mich im Moment ein großes Fragezeichen. Wie fern ist der Tag, an dem wir begreifen, dass wir nur Gast auf dieser Erde sind?
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