„Wer sich nicht seiner Vergangenheit erinnert, ist verurteilt, sie zu wiederholen“
Dieses Zitat von George Santayana hat mich beschäftigt, seit ich es in Auschwitz vor vielen Jahren zum ersten Mal gelesen habe.
Mein zweites Album ist fast fertig geschrieben und hat mir wieder Anlass gegeben, über so Vieles zu reflektieren. So zum Beispiel, dass man wiederholt durchlebt, was nicht abgeschlossen, nicht bis ins Tiefste durchdrungen wurde. Das ist eine Gesetzmäßigkeit, die sich bei jedem Einzelnen und im Großen auf unserer ganzen Erde widerspiegelt.
Mein Lied „Schwalben“ habe ich vor nichtmal zwei Wochen zwischen all diesen Gedanken geschrieben. Wenige Tage danach wurden in Hanau neun Menschen in einem rassistisch motivierten Attentat erschossen. Diesen Menschen möchte ich das Lied gerne widmen.
Mich erschüttert es, dass die Menschen das Übel nie bei seiner Wurzel packen können, weil wir einfach nicht verstehen, dass im Grunde immer die gleichen Faktoren für all unser Leid verantwortlich sind: Neid, Hass, Bequemlichkeit und die Urangst vor dem eigenen Versagen – am Ende eine Überlebensangst.
Neid ist es, der uns dahin treibt Menschen im Mittelmeer ertrinken zu lassen. Angst davor, dass sie uns etwas wegnehmen könnten. Dass wir anderen Religionen (außer unserer angestammten, einst ebenso „fremdländischen“) die Daseinsberechtigung absprechen. Bequemlichkeit, die eigenen Vorlieben zu ändern, dem Luxus nur soweit zu entsagen, dass andere Lebewesen nicht für unsere bloße Befriedigung elendig zu Grunde gehen müssen.
Manchmal würde ich gerne wie die Schwalben in ein anderes Land ziehen, wenn die Zeit dafür gekommen ist. Wenn man erkennt, dass es bei vielen Dingen wieder auf einen Satz hinaus läuft: „Das haben wir nicht gewusst.“. Ein Satz den wir gerne sagen, um das Ausmaß an Leid zu ertragen, was man Anderen bereitet hat. Ein Satz der aber nur selten entschuldigt…
0 Kommentare