Ein Lied gegen das Vergessen: Miriam Hanika und Konstantin Wecker singen in „Schwalben“ für das Erinnern unserer Geschichte und für den Erhalt des Friedens.
Ein lauwarmer Sonntag im Mai, Schwalben fliegen über den flimmernden Asphalt. Ein nachhallender Chor aus bekannten Parolen verwandelt die unschuldige Szene in ein düsteres Bild aus lang vergangenen Zeiten. Die Geschichte endet an einem eiskalten Wintermorgen und den Worten: „Das konnte ja keiner ahnen.“. Die Schwalben sind weiter gezogen, als es rau und unmenschlich wurde.
Es liegt an uns, ob die Schwalben, und mit ihnen Liebe, Freiheit und Hoffnung, in Zukunft bleiben werden: Das Sich-Erinnern und die Bereitschaft aus der Vergangenheit zu lernen, geben uns jeden Tag die Chance, Verantwortung zu übernehmen – damit eine Geschichte, wie die des Nationalsozialismus, nie wieder passieren kann.
„Wer sich der Vergangenheit nicht erinnert, ist dazu verdammt sie zu wiederholen.“
(George Santayana)
Diese Worte findet man unter Anderem in der Gedenkstätte und Museum des ehemaligen KZ Auschwitz-Birkenau. Sie stehen dort und hinterfragen uns und den Wunsch jener, die das was geschehen ist vergessen wollen.
In den letzten Jahren sind Ausländerfeindlichkeit, Antisemitismus und Intoleranz gegenüber Homosexuellen salonfähig und der Ruf nach einem Schlussstrich unter der Erinnerungskultur lauter geworden.
Die Schuldfrage des zweiten Weltkriegs und die Gräueltaten der Nationalsozialisten bleiben aber tief verankert in der Geschichte Deutschlands. Sie beeinflussen uns bis in die Gegenwart, lassen uns damit aber auch die Möglichkeit, unsere Zukunft besser zu gestalten. Nutzen wir sie, um nie wieder sagen zu müssen, wir hätten es nicht geahnt.
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Credits
Miriam Hanika & Konstantin Wecker
Lied, Text, Arrangement: Miriam Hanika
Englisch Horn, Klavier: Miriam Hanika
Violine: Tanja Sofie Conrad
Cello: Shoko Matsuyama
Produktion: Simon Popp & Miriam Hanika
Mixing: Simon Popp
Mastering: Christoph Stickel
Video: Thomas Brekle
Herzlichen Dank an Sturm & Klang
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Schwalben
Ein ganz normaler Sonntag im Mai, keine Wolke zu sehn,
An der Kreuzung stehen Menschen mit bunten Schildern in der Hand, Und über dem flimmernden Asphalt fliegen Schwalben,
Der Herbst ist noch weit, sie bleiben eine Weile,
Und sehn uns zu wie wir Geschichte schreiben.
Ein lauwarmer Sonntag im Mai viele Jahre zuvor, Ein ähnliches Bild, ein ähnlicher klingender Chor, Der einfach nicht verstummt,
Und über den schwarzen Asphalt laufen Stiefel, Die gleichen Figuren wie heute
Figuren aus anderen Zeiten,
Und die Schwalben sie kreisen,
Wissen nicht ob sie bleiben.
Ein eiskalter Morgen im Winter, kein Himmel zu sehn, Alle Schwalben sind fort gezogen in den Süden, Dort singen sie andere Lieder, von einer besseren Zeit, Und wir wiederholen schon wieder die Vergangenheit.
Vergraben uns tief ins Vergessen, Nur um später zu sagen,
„Weißt du noch damals die Schwalben? Das konnte ja keiner ahnen!“
Keiner hats geahnt.
© Miriam Hanika, 2021
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