Wenn ich tagelang in meinem Zimmer sitze und nicht hinausgehe, wird meine Inspiration versiegen. Je weiter mein Horizont ist, je mehr ich meine Fühle ausstrecken, meine Augen öffnen und meine eigenen Grenzen hinter mir lassen kann, desto kreativer werde ich sein. Je mehr Menschen ich wirklich und ernsthaft begegne, mich in sie hinein versetze, ihre Geschichte zu meiner werden lasse, desto mehr kann ich der Welt als Künstler*in erzählen.
Fragmente aus dem Wahlprogramm der AfD, Kulturpolitik:
„Deutsche Leitkultur statt ‚Multikulturalismus‘. Unsere Identität ist geprägt durch unsere deutsche Sprache, unsere Werte, unsere Geschichte und unsere Kultur. Letztere sind eng verbunden mit dem Christentum, der Aufklärung, unseren künstlerischen und wissenschaftlichen Werken.
Kulturrelativismus und Multikulturalismus führen zu einem Neben- und Gegeneinander von Parallelgesellschaften, denen es an gemeinsamen Werten für das Zusammenleben fehlt. In einer derart fragmentierten Gesellschaft entstehen Konflikte, die kaum noch beherrschbar sind.“
Die Geschichte meiner Leitkultur, meiner Werte und meines Landes, wie ich es sehe, ist anders.
Sie ist bunt.
Sie kennt keine Ländergrenzen.
Sie ist geprägt von einer Religion, die ihren Ursprung nicht in Deutschland hat.
Geprägt durch Lehrer, von denen die Minderheit Deutsche waren und von Instrumenten, die ursprünglich nicht aus Deutschland kamen.
Sie ist geprägt durch Kolleginnen und Kollegen, die aus aller Herren Länder kommen und mich jeden Tag aufs neue faszinieren.
Geprägt von der Feststellung, dass Menschen überall nur Menschen sind und es überall gute und weniger gute von ihnen gibt.
Von der Gewissheit, dass ich das Zusammenleben mit anderen Kulturen als eine Bereicherung empfinde.
Von der Erkenntnis, dass auch ich, durch meinen Konsum und meinen Lebenswandel mit dazu beitrage, dass andere Kulturen ausgebeutet werden und sich nicht entfalten konnten und können.
Von dem Willen, Teil der Veränderung zu sein.
Von dem Wissen, dass das kein einfacher Weg ist, aber der einzige, den es sich lohnt zu gehen.
Von der Angst, dass es bald, sehr bald, zu viele Menschen gibt, die ihre eigene Unzufriedenheit nur noch dadurch stillen können, dass sie einen Sündenbock finden.
Von der Tatsache, dass dieser Sündenbock immer schon wehrlos war und der wahre Teufel in seiner Höhle sitzt und kichert.
Die Leitkultur, in der ich aufwachsen und lernen durfte, ist eine multikulturelle. Jede andere Form von Leitkultur ist Beschneidung und Diktat.
Dass Lieder wie „Der Astronaut“ jedes Jahr, indem ich sie weiter rauf und runter singe, immer aktueller werden macht mich traurig, nicht aber mutlos. Ich jedenfalls werde mich am Multikulturalismus erfreuen, solange ich Musik mache.
Nächste Termine für alle Multikulti-Freunde:
17.10.23 München, Songs im Silbersaal, Deutsches Theater München: Wurzeln & Flügel, Solo
27.10.23 Wiesbaden, Musikinstrumente Petroll: Wurzeln & Flügel – Trio
28.10.23 Landenhausen, Wartenberger Winterkonzerte: Wurzeln & Flügel – Trio
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